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In der Ortsmitte von Rosenberg wurde 2011 das Sieger Köder Zentrum eröffnet. Neben der Ausstellung im Museum gibt es einen großzügigen Bibelgarten, der zum Erkunden und Verweilen einlädt.
Informationen zu den Öffnungszeiten, der Anfahrt und den Kontaktdaten des Sieger Köder Zentrums in Rosenberg finden Sie unter Sieger Köder Zentrum Rosenberg.
Die STIFTUNG KUNST & KULTUR in Rosenberg fördert die Erhaltung und Verbreitung des künstlerischen Werkes von Sieger Köder, der von 1975-95 katholischer Pfarrer in Rosenberg und Hohenberg gewesen ist. Des Weiteren dient sie der Pflege des künstlerischen und kulturellen Erbes der Gemeinde Rosenberg. Die Stiftung unterstützt die Arbeit im Sieger-Köder-Zentrum Rosenberg und in der Galerie und Museum “Altes Rathaus” in Rosenberg. Weitere Informationen finden Sie auf der Internetseite der Stiftung: https://kukir.de/
Pfarrer Sieger Köder war von 1975 bis 1995 Pfarrer in den beiden katholischen Kirchengemeinden Rosenberg und Hohenberg. Während dieser Zeit wurden die beiden Pfarrkirchen „Zur Schmerzhaften Mutter“ in Rosenberg und die Sankt-Jakobus-Kirche auf dem Hohenberg renoviert und umgestaltet. Beide haben sie großartige Kunstwerke von ihm bekommen.
Für Rosenberg entstand ein zweiteiliger Flügelaltar, ein Kreuzweg mit 14 Stationen und ein Deckenbild mit einem Marientod. Der Flügelaltar unternimmt einen Gang durch die Heilsgeschichte und unterstreicht in besonderem Maße die Wirkung und Aussagekraft der Bilder von Sieger Köder.
Für die Hohenberger Jakobuskirche schuf Sieger Köder 28 Bildfenster, die dem neuromanischen Kirchenbau von 1895 wieder das geheimnisvolle Halbdunkel alter romanischer Kirchen zurückgibt.
Weitere Bildfenster befinden sich in der Aussegnungshalle. Auf den Ostgiebel des Jakobushauses hat Sieger Köder Szenen aus dem Leben des Pilgerapostels Jakobus und aus der Jakobuslegende gemalt. Am Westgiebel ist ein moderner Totentanz zu sehen.
In der Weihnachtszeit schmücken Krippen die Chorräume der beiden Pfarrkirchen und binden dabei die beiden Hauptaltäre in das Weihnachtsgeschehen ein.
Gegenüber der Pfarrkirche Rosenberg steht das Rathaus der Virngrundgemeinde. Auf dem Vorplatz symbolisieren drei von Sieger Köder geschaffenen lebensgroßen Bronzefiguren die drei Hauptorte: Der auf der Rathaustreppe sitzende Mönch steht für Hohenberg, Rosenberg wird durch einen Glasbläser symbolisiert und eine Pflanzensetzerin weist auf Hummelsweiler.
Weitere Werke und Wandgemälde sind in der gesamten Gemeinde zu sehen.
In beiden Pfarrkirchen in Rosenberg und Hohenberg liegen Kirchenführer aus, in denen die Kunstwerke näher beschrieben sind.
Am Ende eines Interviews mit Radio Vatikan wurde er gefragt, wie er sich selber skizzieren würde und darauf antwortete er: "Ich bin Schwabe, ich bin Pfarrer, ich male Bilder". Knapper ist er nicht mehr zu beschreiben, Sieger Köder, einer der größten religiösen Maler unserer Tage.
In der schon sprichwörtlichen Sieger-Köder-Bibel (2017 mit dem revidierten Text der Einheitsbibel neu erschienen), in zahllosen Schulbüchern, Meditationstexten, Predigthilfen, auf dem Hungertuch von "Misereor" (1996) und in unzähligen Pfarrbriefen sind seine farbenfrohen und aussagekräftigen Bilder und Zeichnungen zu sehen. An seinen Wirkungsstätten in Ostwürttemberg, in Wasseralfingen, Rosenberg, Hohenberg und Ellwangen hat er seine Spuren hinterlassen: Altäre, Bildfenster, Plastiken. Große Werke finden sich u.a. in Paris, bei Rom, im österreichischen Graz, in St. Heinrich in Kiel, in St. Johannes in Ergolding-Piflas (bei Landshut), das Meditationsfenster in Benediktbeuern in Bad Urach, in Tübingen und auf dem Jesuitenfriedhof in Pullach.
Sieger Köder war ein echter Schwabe. 1925 wurde er in Wasseralfingen, heute ein Stadtteil von Aalen im Ostalbkreis, geboren. Dort ging er in die Volksschule, später in das wenige Kilometer entfernte Ellwangen, wo er 1943 am humanistischen Peutinger-Gymnasium Abitur machte. Es folgten Arbeitsdienst und Wehrmacht. Nach der Invasion geriet er in der Bretagne in amerikanische Kriegsgefangenschaft, aus der er am Heiligen Abend 1945 in sein Elternhaus in Wasseralfingen zurückkehrte.
Nach dem Kunst- und Anglistikstudium in Stuttgart und Tübingen wurde er „Zeichenlehrer und Lehrer für Schwäbisch-English“ (Selbstaussage) am Aalener Schubartgymnasium. Mit 40 Jahren beendete der mittlerweile Oberstudienrat gewordene Pädagoge den baden-württembergischen Schuldienst und studierte Katholische Theologie in Tübingen und München. 1971 wurde Sieger Köder zum Priester geweiht. Nach vier Vikarsjahren in Ulm kehrte er 1975 wieder auf die Ostalb zurück und war 20 Jahre unser Pfarrer in den beiden katholischen Kirchengemeinden Hohenberg und Rosenberg.
1995 zog er - siebzigjährig – in den (Un-)Ruhestand nach Ellwangen und war ein vielbeschäftigter Aushilfsseelsorger und Maler. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er im betreuten Wohnen im Seniorenheim der Ellwanger Sankt-Anna-Schwestern. Wenige Wochen nach seinem 90. Geburtstag verstarb er im Ellwanger Krankenhaus am 9. Februar 2015. Seinem Wunsch entsprechend wurde er an der Südmauer des Wasseralfinger Friedhofs beigesetzt.
Sieger Köder erhielt zahlreiche Ehrungen, wobei sich die Katholische Kirche auffallend zurück hielt; die einzige Ehrung war die 1985 erfolgte Ernennung zum Monsignore (Päpstlicher Ehrenkaplan). Im selben Jahr bekam er das Bundesverdienstkreuz. 1993 ernannte ihn das Land Baden-Württemberg zum Ehrenprofessor. 2000 zeichnete ihn seine Heimatstadt Aalen mit der Große Ehrenplakette in Silber aus und er erhielt die Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg. 2003 wurde er Ehrendoktor der Philosophisch-Theologischen Hochschule der Salesianer in Benediktbeuern. 2010 bekam er die Bürgermedaille in Gold der Stadt Ellwangen. Zu seinem 90. Geburtstag 2015 ernannte ihn die Gemeinde Rosenberg zu ihrem Ehrenbürger.
In einem Interview mit Radio Vatikan wurde er einmal gefragt, wie er sich selber sieht. Er antwortete: „Ich bin Schwabe, ich bin Pfarrer, ich male Bilder“. Die Bezeichung „Künstlerpfarrer“ mochte er überhaupt nicht. Er wollte der „Malerpfarrer“ sein.
Und als Pfarrer sah er sich immer als Diener seiner Gemeinden, seine Malarbeiten und Kunstwerke stellte er in den Dienst der Glaubensverkündigung. Als Priester und Seelsorger nahm er intensiv Anteil an Freud und Leid seiner Gemeindemitglieder. Seine Gottesdienste hatten Tiefgang, seine Predigten waren anspruchsvoll, oft gab es Bezüge zur Kunst. Die Sakramentenvorbereitung nahm er genauso ernst wie den Religionsunterricht an der Rosenberger Karl-Stirner-Gemeinschaftsschule.
Die Feste in Rosenberg und Hohenberg hatten Niveau, wenn er dafür die Drehbücher schrieb. Sie standen unter einem von ihm kreierten Thema, das dann von allen Seiten gestalterisch, musikalisch und sportlich umgesetzt wurde. Legendär waren seine "Zeltabende", wie die von ihm konzipierten Programme im Festzelt genannt wurden. Er kam gerne zu den Vereinen der Gemeinde, zeichnete für Festschriften und Heimatbücher und entwarf Fahnen für sie. Gerne besuchte er die Seniorenkreise und initierte zwei Frauengruppen in Rosenberg und Hohenberg, seine „Krippelesfrauen“, die mit ihm zunächst Weihnachtskrippen, später die Modelle für Bronzegüsse bauten. Im Werkraum des Untergeschosses des Gemeindehauses dienten die Wände als Zeichenunterlage. Sie waren übersät mit seinen Skizzen. Er freute sich über die aktive Jugendarbeit in der Gemeinde, war er doch selber einst als Jugendlicher im Bund Neudeutschland engagiert gewesen.
Die Renovierungen seiner beiden Pfarrkirchen in Rosenberg und Hohenberg wurden Anlass für neue Bilder. Der Rosenberger Altar im Chor der Pfarrkirche, der Kreuzweg (einer von drei Kreuzwegen, die beiden anderen sind in seiner Heimatkirche Sankt Stephanus in Wasseralfingen und in der Sankt-Nikolaus-Kirche in Bensberg, einem Stadtteil von Bergisch-Gladbach) und das Deckenbild „Marientod“ entstanden. Für die Hohenberger Jakobuskirche schuf er mit 28 Bildfenstern einen Gang durch die Heilsgeschichte, der in einem Labyrinth (Lebensweg) und einem Radleuchter (Himmlisches Jerusalem) endet. Die Filialkapellen in Hinterbrand und Hütten erhielten ebenfalls bemerkenswerte Bildfenster von ihm. In der Weihnachtszeit schmücken von ihm entworfene Krippen die Pfarrkirchen Rosenberg und Hohenberg sowie die Kapellen in Hinterbrand (Bretterkrippe) und in Hütten (Kastenkrippe).
Die Zusammenarbeit mit der evangelischen Nachbarkirchengemeinde Hummelsweiler war ihm ebenso wichtig wie die Kontakte nach außen und zu alten Freunden aus der Jugend- und Studentenzeit. Der Idealfall, sowohl ein Kunst- wie auch ein Theologiestudium absolviert zu haben, machten ihn zu einem hervorragenden Deuter des Alten und Neuen Testaments, kurz zu dem "Pfarrer, der mit Bildern predigt".
Pfarrer Sieger Köder war ein Mensch, der andere Menschen zum Leben und Arbeiten brauchte. Persönliche Freunde wie die Theologen Herbert Leroy und Pater Theo Schmidkonz SJ verschafften ihm viele Bildideen. Mit ehemaligen Schülern, die später selber Maler und Kunstlehrer wurden, ging er auf Exkursionen und Reisen. Weil Hohenberg, eine seiner beiden Pfarrkirchen, dem Pilgerapostel Jakobus geweiht ist, pilgerte er auf dessen Spuren und war vielfach auf den französischen Pilgerwegen und dem großen nordspanischen „Camino“ nach Santiago de Compostella unterwegs. Diese Jakobswegeerfahrungen verarbeitete er auch auf dem Ostgiebel des Hohenberger Jakobushauses.
Mit interessierten Rosen- und Hohenbergern unternahm er Kunstfahrten durch halb Europa. Unvergesslich war eine Vortragsreihe zur Kunstgeschichte, mit denen er einen Winter lang Kunstinteressierte seiner Pfarreien begeisterte. Legendär sind die Pfingstwanderungen mit seinen Kirchengemeinderatsgremien gewesen. Mit den Ministranten seiner beiden Pfarreien wanderte er durch halb Süddeutschland.
Das Rosenberger Pfarrhaus und nach seiner Pensionierung, das Haus in der Ellwanger Ulrichstraße waren Treffpunkte für seine vielen Freunde aus ganz Deutschland und darüber hinaus. In ihnen wurden Ideen für neue Bilder entwickelt und erste Skizzen entstanden. In beiden Wohnungen gab es Ateliers – Köder sagte immer „Malbude“ dazu. Auf verschiedenen Staffeleien standen angefangene oder fast fertige Bilder, weil er immer an mehreren Werken gleichzeitig arbeitete.
Seine eigenen Bilder vermachte Sieger Köder den Sankt-Anna-Schwestern. Sie gründeten die Stiftung „Kunst und Bibel“, die das Sieger-Köder-Museum „Bild und Bibel“ in Ellwangen betreibt. Sein persönlicher Nachlaß mit zahlreichen Karrikaturen, Zeichnungen, Skizzen, Entwürfen und Modellen, mit über 20 Predigtordnern, Fotoalben, Tagebüchern, viele hundert Belegexemplaren und weiteren persönlichen Gegenständen ging testamentarisch an die Gemeinde Rosenberg, die 2011 das Rosenberger Sieger-Köder-Zentrum eingerichtet hat. Die 2015 gegründete Stiftung „Kunst und Kultur in Rosenberg“ wird ab 2020 seinen Nachlass systematisch archivieren, ihn digitalisieren und damit der Nachwelt für Forschungen zur Verfügung stellen.
Hermann Sorg